Schnelles Wachstum und viele prächtige und grüne Blätter. Jeder Gärtner träumt davon. Besonders beim Gemüse- und Tomatenanbau sind solche Ergebnisse erwünscht. „Stickstoff“ heißt das Wundermittel, dem wir das zu verdanken haben.
Jeder Gärtner kennt die Wundertüte aus dem Baumarkt – Dünger. Zu den Hauptbestandteilen gehört vor allem Stickstoff. Es lässt Pflanzen in die Höhe schießen. Hört sich zwar gut an, kann aber auch gravierende Folgen für deine Pflanzen haben. Es gilt deshalb, den Stickstoff auf eine natürliche Art und Weise zu gewinnen. Und wer die funktionsweise von Stickstoff verstanden hat, wird auf jeden Fall viel mehr Erfolg beim Anbauen von Pflanzen haben.
Ich zeige dir, wieso Stickstoff so wichtig für das Wachstum deiner Pflanzen ist und wie du es ab dem heutigen Tag sinnvoll und klug einsetzen kannst.
Was ist Stickstoff und wie kommt es in die Pflanze?
Es gibt 118 chemische Elemente auf unserer Erde. 94 davon kommen in der Natur vor. Darunter auch der gasförmige Stickstoff (N). Unsere Luft besteht zu 78 % aus Stickstoff. Jedoch kann so gut wie keine Pflanze den freien Stickstoff aus der Luft aufnehmen.
Pflanzen erhalten den notwendigen Stickstoff aus dem Erdreich. Stirbt eine Pflanze oder ein Tier, dann bleibt es auf der Erde liegen. Dort verrottet es langsam und gibt den gebundenen Stickstoff nach und nach an die Erde ab. Junge Pflanzen nehmen den wieder Stickstoff wieder auf, wachsen, sterben und geben den gebundenen Stickstoff erneut an das Erdreich ab – ein Kreislauf, der niemals endet.
So kannst du mit Stickstoff das Wachstum deiner Pflanzen fördern
Wenn du verstehst, dass Stickstoff von Lebewesen zu Lebewesen weitergegeben wird, kannst du es gezielt einsetzen und somit das Wachstum deiner Pflanzen fördern. Es reicht aber nicht aus, einfach irgendwelche tote Pflanzen auf dem Beet zu verteilen oder sie unter deinen Pflanzen zu vergraben. Nur wer es richtig macht, hat am Ende etwas davon.
Doch vorher möchte ich dir gerne noch etwas mehr über Stickstoff erzählen und wieso es für deine Pflanzen so wichtig und lebensnotwendig ist. Wenn du in der Lage bist, zu erkennen, wann ein Stickstoffmangel vorliegt und welche Maßnahmen dann zu ergreifen sind, kannst du viel gezielter an die Sache herangehen und musst nicht planlos künstlichen Stickstoffdünger auf deine Beete verteilen.
Warum du nur organisches Dünger verwenden solltest
Kunstdünger: Viele Gärtner greifen einfach zu Kunstdünger. Es geht halt schnell. Die Schäden sind dafür umso langfristiger. Kunstdünger bringt auf Dauer gravierende Nachteile mit sich. Eines davon ist, dass der Boden sich auf Dauer an den Dünger gewöhnt und „abhängig“ wird. Dann ist es keine Frage mehr, ob man düngen kann, sondern man muss es tun.
Ein weiterer Nachteil ist, dass die Pflanzen weniger widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge werden können. Gerade bei den empfindlichen Tomaten, die mit einigen Krankheiten befallen werden können, wäre das gravierend. Es gibt auch weitere Nachteile. Wem aber diese zwei Nachteile nicht ausreichen, kann es mit dem Gemüseanbau sowieso nicht allzu ernst nehmen.
Organischer Dünger: Der größte Vorteil von organischem Dünger ist, dass man den Boden sozusagen kaum überdüngen kann. Man weiß auch, dass der Dünger nur aus natürlichen Materialien besteht, die die Natur uns bietet. Es ist das Beste, was du deinen Pflanzen antun kannst. Nachteile gibt es kaum welche.
Verstehen, wie Pflanzen wachsen
Pflanzen benötigen mehrere Dinge, um zu wachsen. Die Photosynthese spielt dabei die größte Rolle. Hier wird aus Wasser, Sonnenlicht und Kohlenstoffdioxid (CO₂) Zucker hergestellt. Diesen benötigen die Pflanzen, um zu wachsen. Holz besteht beispielsweise aus einer Verkettung langer Zuckermoleküle und süße Früchte sind nur das Ergebnis der Photosynthese.
Doch damit ist es nicht getan. Stickstoff spielt ebenso eine große Rolle für Pflanzen und ist sozusagen noch Teil der Photosynthese. Der Stickstoff sorgt dafür, dass unsere Pflanzen gut wachsen und viele Blätter bilden können. Man kann auch sagen, dass Stickstoff Pflanzen schnell in die Höhe schießen lässt.
Stickstoff ist aber auch ein Bestandteil bestimmter Aminosäuren, aus denen Proteine gebildet werden. Pflanzen, die wie Erbsen oder Bohnen sehr proteinreich sind, können eine signifikante Menge an Stickstoff enthalten. Ihre Wurzeln sind in der Lage, viel Stickstoff zu speichern. Die Wurzeln von Bohnen oder Erbsen gehören deshalb zu den besten organischen Düngemitteln überhaupt, aber dazu später mehr.
Stickstoff ist auch Teil des Chlorophylls. Das sind natürliche Farbstoffe, die in der Pflanze gebildet werden. Wenn deine Pflanzen also viele saftige und grüne Blätter bilden, dann weißt du: An Stickstoff mangelt es ihr nicht! Das Thema ist weitaus komplizierter. Für unsere Zwecke reicht dieser Wissensstand aber vollkommen aus.
4 Möglichkeiten, Pflanzen mit Stickstoff zu versorgen
Jetzt erst komme ich zum interessanten Teil. Das Grundwissen über Stickstoff sitzt und ich hoffe, du hast es auch wirklich gelesen. Jetzt zeige ich dir 5 Wege und Möglichkeiten, wie du deinen Pflanzen dazu verhilfst, dank Stickstoff prächtig zu wachsen. Sie werden es dir mit einer reichen Ernte danken.
Möglichkeit 1: Tote Pflanzen vergraben
Wie bereits erwähnt, beziehen neu heranwachsende Pflanzen ihren Stickstoff aus Pflanzen, die zuvor abgestorben sind und ihren enthaltenen Stickstoff wieder an das Erdreich abgegeben haben. Es liegt also nahe, das eigene Gemüse mit toten Pflanzen zu düngen, die man beispielsweise in der Erde vergräbt.
Das Problem dabei ist, dass dieser Prozess sehr lange andauern kann. Einige Pflanzen geben ihren Stickstoff innerhalb weniger Wochen frei. Andere brauchen Jahre dafür. Nun sollte jedem Gärtner klar sein, dass es nur wenig Sinn macht, tote Pflanzen im Frühjahr unter die eben gesetzten Pflanzen zu vergraben, wenn der darin enthaltene Stickstoff erst nach einem Jahr freigesetzt wird. Doch das wissen nicht alle Hobbygärtner.
Hobbygärtner vergraben beispielsweise gerne Brennnessel in ihrem Gewächshaus (unter ihren Tomaten), um eine bessere Ernte zu erwarten. Denn auch Brennnessel enthält Stickstoff, daneben aber auch eine beträchtliche Menge Calcium, was besonders für Tomaten sehr wichtig ist. Jedoch bringt es nicht sehr viel, wenn der Stickstoff erst ein oder zwei Jahre später freigesetzt wird. Man möchte schließlich noch im selben Jahr eine gute Ernte einfahren.
Schuld an diesem langsamen Verrottungsprozess ist das Verhältnis zwischen Kohlenstoff und Stickstoff. Wenn der Stickstoff-Anteil im Gegensatz zum Kohlenstoff sehr gering ist, dann dauert der Prozess eben sehr lange.
Es gibt aber auch Pflanzen, die zersetzen sich sehr schnell und geben ihren Stickstoff innerhalb weniger Wochen frei. Perfekt! Solche Pflanzen kann man gut vergraben.
Jetzt stellst du dir sicher die Frage: Welche Pflanzen kann ich denn gut vergraben? Die Antwort dazu ist recht simpel:
- Vergraben kann man alle Pflanzen, die sehr jung sind und am besten noch keine Samen getragen haben.
- Alle Pflanzen, die bereits Samen getragen haben, haben einen Teil des Stickstoffs an die Samen abgegeben. Sie sind bis dahin auch gut gewachsen und haben dickere Stängel, die natürlich zur langsamem Verrottung beitragen. Vergräbt man sie trotzdem, dann sollte man etwas Material mit hohem Stickstoffgehalt dazugeben.
Ein Beispiel: In meinem Garten wächst in einer Ecke immer Brennnessel. Einmal habe ich es das ganze Jahr über stehen lassen. Im nächsten Frühling standen die holzigen Stiele immer noch da. Die Erklärung ist simpel: Die älteren Teile der Pflanzen haben ein höheres Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis.
Du siehst also: Wenn du deine Beete mit Pflanzen düngen möchtest, dann kannst du es als kurzfristigen Dünger nutzen, wenn die Pflanzen noch ganz jung sind. Der Stickstoff wird innerhalb weniger Wochen freigesetzt und ist gerade dann wichtig, wenn du deine Pflanzen frisch ausgepflanzt hast.
Je älter die Pflanzen werden, desto länger dauert der Verrottungsprozess. Der Stickstoff, den deine Pflanzen eher brauchen, wenn sie noch jung sind, können sie aus den alten Pflanzen kaum erhalten. Deshalb gilt die Regel: Alte Pflanzen auf den Kompost. Junge Pflanzen vergraben.
Wer also eine Düngung aus Pflanzen bevorzugt, sollte nur junge und saftige Pflanzen vergraben!
Einen Tipp habe ich aber noch:
Sobald sich eine Pflanze holzig anfühlt, sollte man diese nicht vergraben. Holz, Stroh, Spreu und alle holzigen und dicken Stiele sind nicht zum Vergraben geeignet.
Pflanzen, die jung, weich, saftig und biegsam sind und aus dünneren Bestandteilen bestehen, sind meistens hervorragende Stickstoffspender.
Möglichkeit 2: Tierischer Dung
Eine weitere Möglichkeit, Stickstoff in die Erde zu bringen, ist tierischer Dung. Hier wäre als Beispiel die Hühnerhaltung zu erwähnen. Wer die Möglichkeit hat, Tiere im Garten zu halten, der wird doppelt davon profitieren. Hühner spenden nicht nur Eier und später vielleicht auch Fleisch, sondern stellen den Pflanzen auch schnell verwertbaren Stickstoff zur Verfügung, welches den Pflanzen in sehr kurzer Zeit zur Verfügung steht.
Diesen Dünger kann man zum Beispiel im Herbst im Gewächshaus verteilen oder es auf den Kompost geben.
Wie bereits weiter oben erwähnt, verrotten Pflanzen, die normalerweise ein oder zwei Jahre brauchen, viel schneller, wenn man ihnen Material mit hohem Stickstoff untermischt. Auch im Kompost ist Hühnermist deshalb sehr gut. Es sorgt dafür, dass der Kompost schneller wieder zu Humus umgewandelt wird und kann dann als sehr hochwertiger und nährstoffreicher Kompost wieder im Gewächshaus und auf Beete verteilt werden.
Neben Hühnermist kann beispielsweise auch Pferdemist und Kuhmist als Dünger verwenden. Allerdings sollte man auch hier bedenken, dass gerade Pferdemist noch große Bestandteile nicht richtig verdauter Pflanzenreste aufweist und somit langsamer verrottet. Düngen sollte man deshalb schon im Herbst und nicht erst im Frühjahr.
Möglichkeit 3: Erbsen und Bohnen anbauen
Pflanzen aus der Leguminosen-Familie (Familie der Erbsen und Bohnen) haben Wurzelknöllchen, die sehr stockstoffreiche Bakterien enthalten. Wer sowieso schon gerne Erbsen und Bohnen anpflanzt, sollte die Wurzeln unbedingt in den Komposthaufen geben und von dem hohen Stickstoffgehalt profitieren. Allgemein sind proteinreiche Pflanzen gute Stickstoffträger.
Möglichkeit 4: Stickstoff aus toten Tieren
Hört sich erst mal komisch an, ist aber gar nicht. Man muss kein totes Schaf vergraben, um diese Möglichkeit zu nutzen. Vielmehr kann man hier einzelne Bestandteile von Tieren nutzen, die sehr stickstoffreich sind. Die Rede ist hier beispielsweise von Hornspäne.
Hornspäne sind zerschrotete Hörner von Schlachtvieh. Schaut man sich die Menge des darin enthaltenen Stickstoffs an, dann bleibt einem erst mal der Mund offen stehen. Es beinhaltet eine ganz beträchtliche Menge davon. Wenn du dir schon einmal die Frage gestellt hast, wieso Hornspäne so beliebt sind und wieso es so gut wirken soll, dann weißt du es jetzt. Du verstehst, dass es wirklich sehr gut wirkt. Wichtiger ist aber noch, dass du den Hintergrund dazu verstehst.
Möglichkeit 5: Kunstdünger
Als letzte Möglichkeit wäre noch der Kunstdünger zu erwähnen, der meistens aus Stickstoff, Kalium Phosphor besteht.
Natürlich kann man mit Kunstdünger düngen. Allerdings sollte man bedenken, dass dies bei richtiger Vorgehensweise absolut nicht notwendig ist. Die Natur hat für alles vorgesorgt. Man muss es nur richtig nutzen.
Nicht jeder hat die Möglichkeit, einen Kompost anzulegen. Allerdings gibt es immer die eine oder andere Möglichekeit, um an organisches Dünger zu kommen. Mein Tipp ist es, es erst auf natürlichem Wege zu probieren und erst wenn man nicht weiterkommt, auf künstliche Düngemittel umzuschwenken.